Sonntag, 23. Juni 2013

Fixing a hole

I'm fixing a hole where the rain gets in
And stops my mind from wandering
Where it will go

I'm filling the cracks that ran through the door
And kept my mind from wandering
Where it will go

And it really doesn't matter if I'm wrong I'm right
Where I belong I'm right
Where I belong... 
The Beatles

Ich glaube  abslout an die Kraft des Flickens. Nicht alles kann man flicken - manche Dinge sind zu kaputt, andere waren von Anfang an nicht zu gebrauchen oder von schlechter Qualität. (Ja, das gibt ne Predigt, Achtung). 
Ob das reicht, oder werde ich mir
immer ein paar Arme vorstellen müssen?

Aber manchmal lohnt es sich, die Scherben zusammenzusuchen und zu retten, was zu retten ist. Vor ein paar Tagen hat ein Sturm mir meine Lakshmi vom Balkon gefegt, die dort immer ein Auge auf meine Wohnung hatte. Einen Teil habe ich sofort gefunden - entweder ist sie auf den Füssen gelandet, oder meine Nachbarn haben ihren sitzenden Unterkörper gut sichtbar für mich hingestellt. Ich habe nach den anderen Teilen gesucht, aber nichts mehr gefunden. Heute hatte ich etwas Zeit und habe mir die Mühe nochmals gemacht, nach anderen brauchbaren Scherben zu suchen. Obwohl ich einige fand, war ich mir sicher, dass ich sie nie mehr zusammenbekomme. 
Dennoch: Ein Versuch war es wert. Schliesslich war es meine Schuld, dass der Sturm sie weggefegt hat. Stürme kommen nun mal, man kann nichts gegen sie tun. Man kann aber seine Prinzipien (in unserem Fallbeispiel symbolisiert durch die Nippes, die ich wie besessen ums Haus herum aufstelle) anständig befestigen, dann gehen sie nicht gleich bei der ersten Böe flöten.
Auch mit halber Krone: Sie lächelt sogar wieder mehr ;)
Das Dharma, wie es die Upanishaden beschreiben (scheints, ich hab ja nun auch echt nicht alles gelesen, hab das aus Easwarans Vorwort zur Bhagavad Gita), sagt: Alles ist miteinander verbunden. Eine kleine Welle hier löst dort eine Flut aus. Ich dachte mir also: Kleb mal lieber die Lakshmi wieder zusammen, und vielleicht kriegst du dann wieder Lakshmi-Power im Leben.
Der langen Geschichte kurzer Sinn: Meine Fingerspitzen sind voller Sekundenkleber, aber auch das geht vorbei (nein, diese Weisheiten, also heute haue ich sie nur so raus, was), und die Durga ist wieder ganz. Gepröbelt, gebastelt, und zack, alles passt. Ein Teil ist sogar über. Ob das jetzt allerdings ein gutes Zeichen ist...

Ende Wort zum Sonntag :)




P.S. Das ganze täte natürlich auch für die Jeans, die seit einem Jahr auf neue Knie warten und die Bluse mit dem aufgeribbelten Saum gelten. Aber, tja.

Freitag, 14. Juni 2013

Ts, ts

Ich weiss nicht, woran es liegt. Hier seh ich die Bilder, dort nicht. Auf dem Compi ja, auf dem anderen nicht. Ergiebige Studien (ahem) haben ergeben, dass es weder von der Frage Mac/PC noch vom Browser abhängt. Es ist ein Mysterium. Wie der Cyberspace überhaupt! Jeez, voll unendlich. Well, ok. Ich versuchs einfach weiter, demnächst auf diesem Kanal.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Problemchen mit den Bildern

...meine Fotos sind zum Teil verschwunden. Sorry, behebe das so schnell wie möglich. Also, möglich = wenn ich demnächst mal Zeit hab ;)

Unterdessen stellt sie euch einfach vor! Farbig! Pseudo alt! Perfekte Perspektive! Und so weiter.

Montag, 3. Juni 2013

Selber! zum zweiten

Am Wochenende habe ich zum ersten Mal Cupcake-Experimente durchgeführt. Ich habe in Backförmchen die Küchlein aus einem Rezept aus dem Tiptopf gebacken (ja, das originale Kochbuch, über dem ich damals in der Kochschule tausend Tränen der Verzweiflung, der Langeweile und des Frusts geweint habe. Such is life!). Ich nehm eigentlich fast immer das Rezept des Haus-Cakes, weil man den so gut abändern kann (Schoggi rein, Vanille raus, Zitrone rein, Mandeln drauf).

Die Glasur hatte ich dann aus dem Big Book of Cupcakes, wobei ich noch etwas Salz reingegeben habe (etwas Salz ist, meiner Meinung nach, immer eine gute Idee, und nein, davon weiche ich nicht ab, ihr Gesundheitsapostel. Salz forerver!).

Die Menge für einen Cake ergibt 20-25 Cupcakes, je nach Grösse. Allerdings hätte ich möglicherweise besser noch eine Muffinform um die Papierförmchen gegeben, dann wären sie vermutlich etwas gleichmässiger geworden:
Dann kommt das Ganze in den Ofen, den ich auf 18o Grad vorgeheizt habe. Nächstes Mal werd ich wohl etwas höher einsteigen, denn so musste ich die Dinger über 20 Minuten backen.

Laut dem schlauen buch soll man sie dann anständig abkühlen lassen, weil das beim Glasieren hilft. Ich habe für einmal gehorcht und es ist tatsächlich recht gut gegangen. Nur ist mir die rosa Glasur etwas zu dünn geworden, und überhaupt wars eher wenig Material (nicht genügend Druck auf der Tülle). Aber so fürs erste Mal... Ganz ok. Und essbar sind sie auch ;)

Sonntag, 2. Juni 2013

Selber!

Selber! Eins meiner ersten Worte, wenn man den Auskünften meiner Familie Glauben schenken darf. (Das darf man nur bedingt. Die gleichen Leute behaupten nämlich steif und fest, ich hätte beim Sagaland jeweils aus Frust mit den Tännli um mich geworfen. Lügenbarone!)

Aber, es ist tatsächlich so, dass ich auch heute noch ganz gerne Dinge selber mache. Hier zum Beispiel die Blümlein, die ich selber gezogen habe. Cosmea und Margeriten gehören zu meinen Lieblingsblumen (wobei die Liste meiner Lieblingsblumen etwa 100 Namen enthält und fortlaufend wächst, und alle,die nicht drauf sind, gleich meine zweitliebsten Blumen sind. Ich bin eigentlich recht ein zufriedenes Gemüt, wenn mans so betrachtet), und deshalb habe ich die auch angesät. Dazu noch Ringelblumen und und und. So sah das im März aus:


Am Freitag dann im Dauerregen folgende Überraschung:





Und ich hab hunderte! Sie stehen überall ums Haus verteilt. Wenn die jetzt dann alle ihre Köpfe auftun... Bavooooom! Farbenpracht! Sommer! (Ok, naja, so etwas wie Sommer immerhin.)
Überhaupt nimmt mans auf meinem Balkon recht locker mit dem Regen:

Donnerstag, 23. Mai 2013

Oh Baby

Freunde von mir haben kürzlich ihr drittes Kind bekommen. Ich wollte etwas selbermachen, aber Kleider sind schwierig, finde ich, gerade, wenn es das dritte gleichen Geschlechts ist: Da hat die Familie wohl schon alles oder weiss wenigstens unterdessen, was sie wirklich will. Und was nicht. Aber kleine Accessoires kann ein kleines Mädchen ja immer gebrauchen, deshalb habe ich ihr ein Stirnband genäht.

TaoTao führt vor (das Kind hat glaub weniger Haare und mehr Farbe):



Das Band ist sogar reversibel, und die Masche kann man entfernen (mehr zu meinen Bedenken hierzu weiter unten):




Und so hab ich das verbrochen:

Ich habe mir einen Kopfumfang gewählt (Kopfumfang Neugeborene ist so zwischen 33 und 37cm, hab ich herausgefunden). Ich habe etwas dazugegeben (für den Stoff), aber das Elastik so berechnet, dass das Stirnband schon mit 37cm sitzen würde. Aber so kann sie es ein paar Monate tragen.

Dann habe ich mir überlegt, wie viel Band sichtbar sein und wie viel unten am Hinterkopf entlanglaufen soll. Ich hab ein ungefähres Verhältnis von 2:1 gemacht.

Man schneide den sichtbaren Teil des Bandes zweimal zu, erst als Rechteck. Wenn man die Stoffstücke aufeinanderlegt und in Viertel faltet, kriegt man die Verjüngung zum Elastikband hin schön hin. Nahtzugaben einberechnen!

Dann: zwei Stoffbänder zuschneiden, mit denen wir nachher das Elastikband einfassen. Unbedingt an die Nahtzugaben denken: sowohl für die Längsnähte als auch für die kurzen Tunnelöffnungen.

Das Elastikband zuschneiden (das kam jetzt überraschend, nicht wahr). Länge: so, dass es entspannt/ ganz leicht gespannt dem minimalen Kopfumfang passt, den das Band bekleiden soll.

Nähen: Die beiden Seiten des breiten Bandes rechts auf rechts aufeinanderlegen und die Längsseiten nähen. Umstülpen, bügeln, je nach Wunsch rechts nochmal absteppen (kommt auch ein bisschen auf das Material an, einfach so, dass die Form möglichst erhalten bleibt).
Dann die anderen Stoffstreifen nähen und umstülpen. Das Elastikband einziehen und ein bisschen an den Tunnelöffnungen (nicht grad am Rand, etwa dort, wo die Nahtzugabe anfängt) feststeppen, ist nachher einfacher zum Verarbeiten.
Jetzt am breiten Band einen kleinen Einschlag in die Öffnung machen, also ein wenig Stoff (Nahtzugabe) nach innen falten, als Säumlein. Die Nahtzugaben der Tunnelöffnungen hineinstecken. Feststeppen. Auf der anderen Seite wiederholen.

Mäschli: Ja, die Sache mit der Masche. Ich finde, sie sieht halt sehr niedlich aus. Aber mit Sicherheitsnadel... Eigentlich hat ein Baby ja zu kurze Arme, um daran herumzufummeln, solange das Band auf dem Kopf ist. Aber eben, solange... Ich überlasse das jetzt mal den Eltern. Man kann die Masche prima weglassen, oder man kann sich auch für eine Seite des Haarbands entscheiden und sie dort mit ein paar Stichen fixieren. Genäht habe ich sie folgendermassen: Ich habe zwei Rechtecke rechts auf rechts genäht, mit einer Öffnung. Umgestülpt, die Seiten abgesteppt und dabei das Loch geschlossen. Dann einen Knoten in das Rechteck gemacht, und die Sicherheitsnadel befestigt. Voilà!


Weil ja nun die Mama auch ganz schön viel um die Ohren hat, gabs ein Lavendelsäckli für die Augen. (Für Papa und die stolzen Schwestern natürlich auch was. Hab ich aber nicht selbst gemacht, da keine eigene Kelterei (Papa) und keine Fabrik für fluoreszierende Klebesterne (Schwestern).)





Montag, 20. Mai 2013

Das Gleiche in Plüsch



So, wie versprochen hier jetzt noch das Regenjacken-Schnittmuster (bzw. das Onion-Schnittmuster, das ich fürs Regenmänteli zweckentfremdet habe) in einer plüschigeren Variante. Stoff ist der Bioteddy von Frau Tulpe.



Der unheimliche Mönch im Wald.
Komplett mit Augenringen

Eine kleine Pfingstradtour.
Natürlich mit Picknick

Der Kragen fällt dank
der Kapuze tiptop.
Wäre der Stoff allerdings einseitig bedruckt,
bräuchte es einen Belag.




Freitag, 17. Mai 2013

Raindrops keep falling on my head...

... but that doesn't mean my eyes will soon be turning red, crying's not for me, no....



Ihr kennt den Song. Und wie wahr! Es ist Frühling, fast Sommer, und es schifft und schifft und... Ich hab mir einen neuen Regenmantel genäht! Dann muss ich mich nicht mehr ärgern.

Habe dazu wieder das Schnittmuster von Onion (Nr 1032, siehe z.B. hier), das ich schonmal für ein Plüschjäckchen gebraucht habe, dessen Bild ich euch bis heute schuldig bin. Kommt noch, promise. Ist ein Raglanschnittmuster mit Abnähern, gedacht für einen Bindeverschluss, funktioniert aber auch mit Reissverschluss!



Wollte erst Bindebändel und Reissverschluss kombnieren.
Habe die Bändel dann entfernt. Hat nix gebracht.

Ein bisschen pröbeln musste ich wegen des Materials. Ich habe im Yamatuti Bern feinstes Baumwoll-Wachstuch gekauft, aber Wachstuch ist nicht ganz einfach zu nähen. Ich habe die äusseren Nähte, die man rechts näht, mit Seidenpapier zu decken versucht. Das hat zwar geholfen, doch krumm sind sie trotzdem. Irgendwann hats mir gereicht, ich trag das Ding jetzt so. Aber fürs nächste Mal habe ich den entscheidenden Tipp bekommen: Klebstreifen aufs Füsschen! Ist gut zu wissen, hab nämlich noch Unmengen von etwas mehr Wachstuch im Vorrat.


Ausgeschnitten wars schon längst...
 
Die linke Seite eines Baumwoll-
Wachstuchs ist kein Problem...
 
Aber die rechte, da brauchts
Tricks, wie Papier oder Tape.

 

Diese Pfingsten lautet die Devise wohl:
Abwarten und Tee trinken!

Get it on! Selber designen: Die Literaturliste

Wer sich daran macht, ein selbst entworfenes Strickstück herzustellen, tut gut daran zu wissen, wo man im Notfall nachschlagen kann, wenn sich Fragen stellen. Die Liste der geeigneten Bücher ist lang, vermutlich unendlich lang. Ich beschränke mich daher auf meine Lieblingswerke. Als da wären:
Margaret Radcliffes Knitting Answer Book. Gibts auch auf deutsch, ich kenn aber nur die englische Version. Und die ist Klasse. Denn verständlich und gut bebildert gibt das Büchlein Auskunft auf tatsächlich fast jede Frage, die einen beim Stricken - selbst- oder fremddesignt - beschleichen kann. Das Buch ist klein und trotz der Dicke relativ leicht, weswegen es man gut in der Stricktasche mitnehmen kann. Sieht aus wie ne Taschenbibel und ist, für uns Strickerinnen und Stricker, auch eine Art Taschenbibel. Amen.

Elizabeth Zimmermanns Knitting Without Tears. Hiervon stammen einige Tricks aus Radcliffes Buch. Das Buch ist sehr persönlich, sehr liebevoll, sehr entspannt geschrieben und macht viel Mut. Denn laut Zimmermann ist ein Fehler vielleicht auch einfach nur ein neues Muster, und der gesunde Menschenverstand ersetzt hier schwierige Tabellen und Formeln. (Auch sehr lehrreich, wenn auch nicht unbedingt ein Grundlagenbuch im klassischen Sinne ist ihr Knitter's Almanac, in dem ebenfalls viele Grundtechniken für Kleidungsstücke erklärt werden.) Von der Strickerin aller Strickerinnen gibt es leider, so viel ich weiss, keine Bücher auf deutsch. Sie wird in vielen deutschen Werken aber zitiert.

Beliebte Muster von Ajour bis Zopf sind in Stricken - Grundlagen, Muster, Modelle wunderbar erklärt. Ebenso zeigt das Buch, wie z.B. ein Pullover, Socken oder eine Mütze schon mal grundsätzlich gestrickt werden. Die Anleitungen, die im Buch mitgeliefert werden, treffen meinen Geschmack jetzt nicht so. Ich erwähne dieses Buch stellvertretend für andere Titel wie Stricken - Das Standardwerk, Die grosse Strickschule, oder Stricken - Alle Techniken Schritt für Schritt, die ich aber persönlich nur vom Durchblättern kenne.

Nicht wahnsinnig attraktiv, da schon 30jährig, kommt das Burda Stricklehrbuch daher. Dennoch empfehle ich es sehr. Darin findet man alle Informationen zu jeder Stricktechnik, die man jemals kennenlernen wird (ok, das ist jetzt nur ein educated guess), dazu kommen eine Menge Muster und Ideen. Nicht vom ältlichen Layout abschrecken lassen - und ja, die Farben sind grässlich.

Wie man konkret Pullis entwirft, findet man mit Custom Knits raus. Das Buch bietet eine gute Kombination: Einerseits sind gut erklärte fertige Modelle drin, dann Vorschläge, wie man selbige abändern könnte (mach Cardigan aus Pulli, mach lang aus kurz), schliesslich aber auch Grundlagen, wie man selber designen kann. Gibts leider nur englisch.

Dann ist da noch die Frage nach Verzierungen oder Muster und dergleichen. Viele Muster sind in den oben erwähnten Grundlagenbüchern erklärt. Gute Erfahrungen habe ich auch mit Carla Scotts Zopfmuster und Nicky Epsteins Bündchen und Bordüren gemacht. Beide Bücher sind auch auf deutsch erschienen. Inputs für farbigere Modelle findet man etwa in 200 Fair Isle Muster (deutsch, kenn ich nur vom Durchblättern) oder bei diesen meinen Lieblingsbüchern: Alice Starmore's Book of Fair Isle Knitting und Kaffe Fassett's Pattern Library. Die von mir aus gesehen schönsten Ajourmuster gibts hier: The Haapsalu Shawl. Eines meiner absoluten Favoriten. Ist zwar englisch, Muster sind aber in Strickschrift angegeben.

Im Internet wird man (auf englisch) bei Knitting Daily oder Daily Knitter sehr fündig. Da kann man sich gut Rat holen. Auch Ravelry ist eine feine Sache.

Wer es lieber deutsch und deutlich mag, kann sich hier amüsieren: Strickenlernen, im Garnstudio, Handarbeiten lernen oder auch auf Handmade Kultur. Letztere Seite sei hier sowieso ganz herzlich empfohlen.

Disclaimer: Diese Liste ist natürlich nicht vollständig. Ich hafte nicht dafür, wenn was schiefgeht und du ein Buch meiner Liste benutzt hast. Und selbstverständlich muss man die Bücher nicht bei Amazon bestellen. Ist so verlinkt, damit man sich die Sache mal genauer anschauen kann.

Freitag, 3. Mai 2013

Get it on! Selber designen: Die Sache mit der Partie

Eben, diese Pingeligkeit mit der Partie. Das hat seinen Grund.
Wenn Wolle gefärbt wird, dann erhält sie eine bestimmte Farbe. (Ja, was, echt? - Ja, echt. Psst, ich rede.) Diese ganz bestimmte Farbe hat einen Namen oder eine Nummer oder beides, und jetzt sagen wir mal, ich hätte eine Firma und täte Wolle färben, und die Farbe wäre Himmelblau und die Nummer so etwas in der Art: #CW4440000012. Und du würdest jetzt bei mir Wolle kaufen für einen himmelblauen Pulli.

Dann nehme ich also den Bottich raus und rühre Himmelblau an und gebe dafür alle Zutaten zu, die ich für die Farbe #CW4440000012 benötige. Und dann tunke ich die Wolle. Und irgendwann ist der Bottich leer und ich muss die Farbe wieder anrühren. Dann tunke ich wieder Wolle ein. 

Jetzt ist ja aber kein Tag, nicht mal ein Moment wie der andere, und so kann es sein, dass ich an einem Tag die Wolle minim früher raushole oder sie zu lange drinlasse, weil ich noch an meinem Blog geschrieben habe. Oder aber das Gebräu hat nicht genau die gleiche Temperatur, oder die Schwalben flogen tief, was weiss ich: Auf jeden Fall sieht das Garn dann zwar genauso himmelblau aus wie das vom Vortag, oder das vom Bottich von vor einer Stunde, aber Fakt ist: es ist nicht genau gleich himmelblau.

Deshalb würde ich wie alle verantwortungsvolle Färbereien auf der Etikette vermerken, aus welchem Bottich und aus welchem Färbegang ein Knäuel stammt. Denn nur diese sind genau gleich. Hier sieht man das: Die Ziffer 28 auf dieser Etikettte steht für all diese Informationen. Wann genau wurde das Garn wo gefärbt? Und nur das Garn, das genau gleichzeitig im gleichen Bottich lag, hat diese Ziffer erhalten. Also eben alle von der gleichen Partie (engl. dye lot).

Die Sache ist die: Diese ganz minimen Unterschiede, die sich von Partie zu Partie ergeben, sind oft im Gestell noch nicht sichtbar, schon gar nicht von blossem Auge. Kaum ist aber die Wolle gestrickt, gehäkelt oder gewoben, kann man auf der Fläche den Farbverlauf sehen. Und selbst, wenn man sie dann noch nicht sieht, kann einen nach dem ersten Mal Waschen eine böse Überraschung erwarten.

Wie kann man dieses Ungemach umgehen?

Ganz einfach. Man kauft genügend Garn aus einer Partie. (Wirklich, das ist die einfachste Methode. Deshalb hier nochmal: Man kauft genügend Garn aus einer Partie.) Genügend heisst, im Zweifelsfall ein Knäuel mehr, viele Geschäfte nehmen in einem gewissen Zeitraum ungebrauchte Knäuel mit Quittung zurück. Und auch sonst gibt es Möglichkeiten, damit fertig zu werden (etwa hier oder hier und in weiteren 32078 Büchern). Das ist deshalb wichtig, weil man ja nicht damit rechnen kann, dass die Knäuel aus dieser Partie jahrelang erhältlich sein werden. Und dann strickt man monatelang an einem Projekt und hoppla...

Ok, gut, du hast entweder nicht auf mich hören wollen (Man! kaufe! genügend! Wolle! aus! einer! Partie!!), oder es gab gar nie genügend, oder, oh Graus, es hat dann wider Erwarten doch nicht gereicht (was nicht passiert wäre, wenn du auf mich ... okok, ich höre auf damit. Für diesmal).

Also. Du hast gestrickt und bist schon ordentlich weit, und jetzt fehlt dir Garn aus der gleichen Partie. Was kannst du tun?

1. Tobsucht, Wut, Tränen, Projekt anzünden
1. Cool bleiben. Der Umstand, dass du die Wolle nicht hast, heisst nicht, dass sie sonst niemand hat! Telefoniere ein paar Garngeschäfte ab, suche im Internet, melde dich vielleicht beim Hersteller. Shit happens, miracles happen, too!
2. Kein Glück gehabt? Dann gilt immer noch: cool bleiben. Wir suchen das nächstbeste Ding. Das wäre dann die gleiche Farbe des gleichen Materials vom gleichen Hersteller. Das würde ich bevorzugt im Laden tun, nicht im Internet, denn hier kann man wenigstens noch von Auge ein bisschen vergleichen versuchen. Und sonst halt aus dem Internet. (An dieser Stelle könntest du ja dann darauf achten, dass du wenigstens von dieser zweiten Partie genügend Knäuel hast ;) )
Jetzt ist der Trick folgender: Sieh zu, dass du von deiner ersten Partie möglichst noch etwas hast (vielleicht musst du ein paar Reihen öffnen, je nach dem wie viel dir fehlt. Nun strickst du die Runden/Reihen abwechslungsweise mit Garn aus dieser und dann wieder aus jener Partie. So wird der Farbverlauf von blossem Auge fast unsichtbar. Allerdings kann sich ein leichter visueller Effekt ergeben, aber es ist nie so krass, wie wenn man einfach ein einziges Mal die Partien wechselt und weiterstrickt.
3. Es fehlt viel zu viel für diesen Trick? Oder es gibt die Farbe, das Material, die Firma gar nicht mehr? Schön blöd! Aber kein Grund zum Heulen und Zähenknirschen. Denn: Jetzt kommt der Trick mit der Kontrastfarbe. Warum die Ärmel nicht ab der Mitte in einem silbernen Glitzergarn stricken? Warum nicht die Borte in weisser Puschelwolle? Oder du strickst den Rollkragen im Ringelmuster. Da ergeben sich ganz neue Möglichkeiten.
4. Das k*tzt dich aber alles an? Nichts geht? Dann ändere doch das Projekt ab. Statt des Rollkragens gibts nen V-Ausschnitt, statt langen Ärmeln nur kurze oder drei Viertel, statt einem Mantel machst du ein Bolero-Jäckchen. Die Handschuhe Fingerlos, die Socken Stulpen, na bitte, keiner wird je erfahren, dass das ursprünglich ganz anders geplant hast. :D

Und künftig, was machst du künftig? Du kaufst ...

                               

                           ...immer genügend Garn aus einer Partie, richtig! Das will heissen...



                                                                          ....im Zweifelsfall ein Knäuel mehr, jawohl.



Dienstag, 23. April 2013

Get it on! Selber designen: Die Maschenprobe


Hat man sich für ein Modell und ein Garn entschieden, muss man natürlich wissen, wie viel Material man braucht. Einen ersten Hinweis liefert, wie hier und hier bereits erklärt, die Etikette des Knäuels. Wesentlich genauer wirds aber, wenn man eine eigene Maschenprobe anfertigt. Das lohnt sich: Kostet unterm Strich wesentlich weniger Zeit, als wenn man dann den Pulli hundertmal aufribbeln muss. Oder auch schon nur einmal.

Stricken ist eine sehr individuelle Angelegenheit, und das Kleidungsstück soll ja nachher sitzen, nicht wahr.


Wie?

Es gibt grundsätzlich zwei Arten, eine Maschenprobe (engl. Gauge Swatch) zu stricken. Entweder man hat bereits ein Strickmuster und möchte möglichst so stricken, dass man dem vorgegebenen Mass entspricht. Oder man hat Wolle und Nadeln und möchte mal schauen, wie viele Maschen es dann da so für ein bestimmtes Modell bräuchte. Für uns trifft hier die Variante zwei zu. Wir haben ja einen Pulli entworfen und wollen jetzt wissen, wie viele Maschen wir anschlagen müssen.

Also: Du hast dich ausgemessen? Du hast überlegt, wie weit der Pulli am Saum sein soll? (In unserem Beispiel stricken wir ja von unten her.) Oder die Ärmel? Dann nimmst du jetzt die Nadeln, mit denen du gerne stricken möchtest (für eine ungefähre Referenz siehe Etikette). Dann schlägst du mal an. Vielleicht ist auf der Etikette auch angegeben, wie viele Maschen etwa 10 cm ergeben. Ich schlage immer etwas mehr an, plus zwei Randmaschen. Das macht das Messen danach einfacher. Stricke dann ein Quadrat, das gross genug ist, dass man 10x10cm darauf abmessen kann. (Am effizientesten also strickst du einfach ein Quadrat von etwa 10x10cm, schlau, gell.)

Am besten wirds danach auch noch feucht aufgespannt. Jetzt siehst du, ob dir auch das Maschenbild gefällt, falls du das im Wollgeschäft nicht hast anschauen können. Vielleicht würde es mit grösseren oder kleineren Nadeln besser aussehen? Im Zweifelsfall eine zweite Maschenprobe stricken!

Dann gehts ans Ausmessen:


Ich empfehle: Maschenprobe glattstreichen, aber nicht zu sehr ziehen, sonst stimmt die Messung nachher nicht. Halt wie im Leben, nicht zu extrem, you get the drift. Relativ natürlich liegen lassen (darum eben idealerweise nass machen und trockenspannen, das funktioniert am besten). Eine erste Stecknadel markiert den Anfangspunkt. Von ihr aus 10 cm abmessen (ja eh exakt, sonst bringts ja nix. Echt jetzt!). Dann dort, wo die 10 cm (exakt, sag ich!) sind, eine zweite Stecknadel platzieren. So, jetzt gehts ans Zählen, und damit auch dies exakt erfolgt (!), nimmt man am besten einen spitzen Gegenstand (hm, spitzer Gegenstand, spitzer Gegenstand, ach, Stricknadel, juhu). Dann zählt man die Maschen, die sich zwischen den Güfeli befinden. Auch eine halbe zählt. Man stelle sich vor, man täte die einfach aufrunden, und dann hat der Pulli einen Umfang von einem Meter, und man hat sich dann um sage und schreibe fünf Maschen vertan! Klingt jetzt nach pedantisch wenig, sind aber in unserem Beispiel hier etwa 2,5 cm Umfang, die der Pulli nicht hätte haben sollen. Deshalb: exakt! Sag ich doch!


Wie nochmal?

Nochmal langsam: Zähle ich also 20 Maschen auf 10cm, dann brauche ich also für hundert cm zehnmal so viele Maschen (weil 10 mal 10cm 100 cm geben). Also 200 Maschen. In meinem Fall geteilt durch zwei, weil ich das Rücken- und das Vorderteil separat stricke. Macht also für ein Teil jeweils 100 Maschen. Dazu rechne ich immer noch zwei dazu, wegen Randmaschen, you know.

 

Exkurs: Und was war mit der anderen Variante?

Wenn du jetzt nicht selber was entwirfst, sondern der vorgegebenen Maschenprobe eines Modells (z.B. aus einem Buch oder Heft) möglichst genau entsprechen möchtest, dann schlägst du mal mit den Materialien und Werkzeugen, die vorgeschlagen werden oder die du zur Hand hast, so viele Maschen an wie vorgegeben. Dann siehst du, ob auch deine Maschenprobe auf die vorgeschriebene Grösse kommt. Ist sie zu klein? Dann brauchst du grössere Nadeln! (Oder anderes Material oder beides.) Ist sie zu gross? Dann brauchst du kleinere Nadeln! (Oder anderes Material oder beides.) Eine Alternative ist auch immer, den Pulli zwar in deiner eigenen Gauge (sprich: "Geidsch", also Strickweite, Strickmass) zu stricken, aber in einer anderen Grösse. Die sind ja für fertige Modelle immer schon vorberechnet. Ist deine Maschenprobe zu klein, würde auch dein Pulli zu klein. Schlag also mehr Maschen an und stricke zum Beispiel, wenn du Grösse 40 trägst, eine Grösse 42 (nur als Beispiel, das will gut überlegt sein). Ist deine Maschenprobe zu gross, dann kannst du mit weniger Maschen eine kleinere Grösse stricken.

 

Ja und die Höhe?

Genau, die Höhe! Du zählst natürlich auch, wie viele Reihen du brauchst, um 10cm zu erreichen. Länge ist aber wesentlich einfacher anzupassen als Weite, in den meisten Designs zumindest. In der Regel kannst du einfach früher oder später aufhören mit Stricken. Es ist aber schon sinnvoll sich zu überlegen, in welcher Reihe man ungefähr welche Schritte einplanen muss. Gerade, wenns an den Kragen geht. Da hilft es auf jeden Fall zu wissen, wie viele Reihen z.B. 1cm ergeben oder wie viele Reihen in 5 oder 10cm enthalten sind.

 

Vorsicht: Muster!

Dann ist es eben noch so: Wenn man ein Muster einbaut, muss man das natürlich berücksichtigen bei der Maschenzahl. Will sagen: am besten die Maschenprobe gleich im Muster stricken! In meinem Fall handelt es sich aber lediglich um ein Zopfmuster, das sich links und rechts am Rand emporschlängelt. Zöpfe ziehen aber das Gestrickte etwas zusammen. Daher muss man etwas mehr Maschen dazurechnen, damit alles wieder gleich weit wird.

Die Rechnung ist aber einfach: Anzahl Zopfmaschen (=alle, die verdreht werden) geteilt durch zwei, und dazuzählen. Oder eben so viele Maschen, wie man im Zopf vor oder hinter die Nadel legt. In meinem Fall also mache ich einen Zopf über sechs Maschen, das heisst, ich rechne drei Maschen zusätzlich. Und weil ich zwei Zöpfe mache, heisst das, 6 Maschen zusätzlich. Ich stricke also mit 108 Maschen.

Und was mach ich jetzt damit?

Jetzt ist noch die Frage, was man mit Maschenproben macht, oder was man damit tun könnte, damit man sich eher dazu durchringen kann, eine zu stricken. Nun. Ich habe schon die verschiedensten Tipps gehört. Da wird etwa empfohlen, die Dinger nachher als Untersetzter zu verwenden. Sind ja alle mehr oder weniger 10x10cm gross. Andere wiederum schlagen vor (und das gefällt mir eigentlich am besten) daraus eine Blätzli-Decke zu machen, wenn man genügend zusammen hat. Nachteil: Da strickt und sammelt man ne Weile ;). Auch eine Idee ist, dass man, wenn man sicher ist, dass man alle Berechnungen gemacht hat, die Probe aufribbelt und das Garn braucht zum Stricken oder Zusammennähen. Man könnte auch ein Logbuch führen, aber das werden dann dicke Ordner... Oder man näht das Ding gleich als Tasche auf den Schal, den Pulli, die Jacke, die Mütze (ähm...). ODER man näht paar zusammen für einen abgefahrenen Schal! ODER oder oder..... :D

Montag, 22. April 2013

Get it on! Selber desginen: Die ersten Schritte (Schnitt und Material)

Du hast dich für ein Modell entschieden! Supidupi!

Jetzt nimm dir einen Moment Zeit und mach eine Skizze. Trage ein, wie weit dein Pulli (er wird uns weiter als Beispiel dienen) sein soll. Welche Kragenform möchtest du? Wie sollen die Ärmel in etwa aussehen? Trag die Masse überall ein, wo du sie schon weisst.

Überlege dir nun, welche Optik du möchtest. Grobstrick? Eher fein? Tweedig oder ganz glatt? Wirst du ein Muster machen, und würde das auch in einem anderen Garn noch schlau ausschauen? Es lohnt sich, im Geschäft genau nachzufragen. Meistens haben die Wollboutiquen auch Maschenproben vorrätig. Frage nach, fass sie an! Sprich die Verkäuferin auch auf den Schnitt an, den du möchtest. Wird dein Pulli später traurig an dir herunterhängen, wenn du dieses Garn möchtest, oder fliegt er ständig um dich herum, weil es viel zu leicht ist? Könnte man doppelfädig arbeiten? In einem guten Wollgeschäft kann man dich hierzu beraten. Wenn die Verkäuferin das nicht kann oder will und du nicht selber genau weisst, was du tust, dann geh in einen anderen Laden. Seriously, das lohnt sich.

Viel Information steht auch schon auf der Etikette:


Da steht zum Beispiel die Zusammensetzung drauf, wie schwer der Knäuel ist und/oder wieviele Laufmeter Garn er hat (das hilft bei der Berechnung der benötigten Menge), oder wieviele Gramm oder eben Knäuel für einen Pullover benötigt werden (hier haben die Hersteller sogar Angaben für durschnittliche Männer, Frauen und Kinder gemacht). Zudem sehen wir die Farbnummer und die Partie (28). Die Farbe mag zwar von blossem Auge immer Gleich scheinen, doch gehören zwei Knäuel nicht zur selben Partie (also wurden nicht im selben Farbbottich gefärbt), dann kann es beim Stricken einen hässlichen Farbverlauf geben. (In einem meiner nächsten Posts gehe ich darauf ein, was du tun kannst, wenn du zu wenig Garn der gleichen Partie hast).

 

Get it on! Selber designen: Was die Etikette verrät

Zum guten Glück muss man sich beim Stricken nicht alles selber aus den Fingern saugen. Vieles hat die Spinnerei schon übernommen, gerade, wenn das Garn aus einem grösseren Haus stammt. Die Etikette gibt schon über einiges Aufschluss:
So sieht man etwa, wie viele einem Gramm und / oder Meter pro Knäuel zur Verfügung stehen. Dann hat man auch die Angaben, wie viele solcher Knäuel (oder in diesem Fall jetzt, wie viele Gramm) man ungefähr pro Pulli braucht. Manche Hersteller schreiben auch noch hin, wie viel für eine Mütze draufgeht, gerade bei Garn, das sich für Mützen gut eignet. Es lohnt sich, mit den Beraterinnen zu sprechen, sie haben häufig schon selber mit den Garnen in ihren Geschäften gearbeitet und können genauer sagen, welches wie gut berechnet auf der Etikette angegeben ist.

Zudem verrät die Etikette die Zusammensetzung. Das ist wichtig, wenn man wissen will, wie sich das Material danach tendenziell verhält. Endgültigen Aufschluss darüber gibt aber nur die Maschenprobe. Dieses Etikett erweist sich beim vorsichtigen Herausziehen (ja kein Durcheinander im Laden veranstalten, im Zweifelsfall das Personal fragen) als noch kundenfreundlicher. Wer nämlich nicht gewusst hätte, wie man ein Gemisch aus Baumwolle, Viscose und Leinen pflegt, findet die entsprechenden Hinweise ganz unten. Es lohnt sich daher, so ein Etikett auch schon mal aufzubewahren oder mitzuverschenken, damit der Damen-Pulli nicht plötzlich zur schussicheren Filzweste für Kleinkinder wird. Ausserdem ist es auch sinnvoll, diese Hinweise zu studieren, wenn man etwas besonders Pflegeleichtes stricken möchte, zum Beispiel für ein Kind.






Weiter finden wir eine ungefähre Angabe zur Nadel- oder Maschenprobe. Sie ist aber wirklich nur ein Richtwert. Stricken und berechnen sollte man immer nach der eigenen Maschenprobe! Aber so sieht man ungefähr, wie viele Maschen man mit welchen Nadeln anschlagen dafür anschlagen müsste. Die Zeichnung des Quadrates bedeutet, dass dieses Garn, wenn man es mit einer Nadel 4 bis 4.5mm strickt, dann ein 10x10cm-Quadrat ergibt, wenn man 21 Maschen anschlägt und 30 Reihen strickt. Das ist bei mir auch ungefähr hingekommen. (Im Ausland immer nachprüfen: redet man von mm-Nadeln oder von amerikanischen? Die haben andere Grössen!) Mehr zu diesem Punkt im späteren Post zur Maschenprobe.



 
Natürlich kann man ein Garn auch mit einer völlig anderen Nadelgrösse stricken. Die Angabe bezieht sich auf die Vorstellung, die der Hersteller von der Textur des verarbeiteten Materials hatte. Würde man dieses Garn zum Beispiel doppelfädig mit einer Nadel 8 - 10 verstricken, könnte auch was Cooles rauskommen. Oder einfädig, grosse Nadeln, das gäbe dann vielleicht so ein Strandhemd. Grundsätzlich gilt aber: Je kleiner die Nadeln gewählt werden, desto fester und engmaschiger wird auch die verarbeitete Fläche (Stichwort: Panzerpulli), je grösser die Nadel, desto lockerer und grossmaschiger (logo) wird das Kleidungsstück (wenn man beispielsweise gerne lampige Umhänge mag, sollte man das also unbedingt so handhaben).

Schliesslich findet man auf der Etikette auch zwei weitere wichtige Angaben: die Farbnummer und die Partie-Nummer (heisst bei internationalen Firmen gerne auch Dye Lot oder nur Lot). Man sollte immer möglichst genügend Knäuel in der gleichen Partie-Nummer kaufen, denn nur die sind genau gleich gefärbt, Farbnummer hin oder her. Was man tun kann, wenn das einem nicht gelingt, erläutere ich in einem späteren Post. Es ist gut, wenn man die Partie-Nummer im Auge behält, ist einem das aber nicht gelungen, ist noch nicht alles verloren, soviel verrate ich schon mal :D

Freitag, 12. April 2013

Get it on! Design es selber: die Überlegungen

Na los, das kannst du! Du brauchst das richtige Material für deine gute Idee
und ein paar Hilfsmittel (Bücher, Blogs, Massband, sowas halt).

Eigentlich funktioniert das Entwerfen eines beliebigen Strick-Kleidungsstück immer gleich. Ich nehme hier als Beispiel einen Pullover, aus dem einen Grund, dass ein Schal jetzt ein etwas gar simples Exempel wäre und Hosen kaum jemand strickt.

Überlegen sollte man im Vornherein Folgendes (später poste ich zu jedem Punkt noch Details):

1. Was genau will ich stricken? Pulli, Jacke, Socken, Unterhose? Für den Sommer? Für den
   Winter?
    Für drunter oder drüber?
    Das alles wird bei Form und Materialwahl eine Rolle spielen.
    Und Form und Materialwahl hängen dann auch wieder zusammen, doch dazu später.
    Erst mal:

2. Wie sollte das Ding ausschauen?
    Habe ich einen Pulli, dessen Schnitt mir besonders gefällt?
    Kann ich eine Skizze davon anfertigen, wie das Kleidungsstück aussehen soll?
    Soll es bestimmte Dinge haben: eine Tasche, eine Verzierung (Zopf, Muster, Intarsie...)

3. Kurze Zwischenfrage: Welche Strick-Techniken sind dazu nötig oder geeignet? Stricke
    ich z.B. den Pulli von oben oder von unten? (In diesem Beispiel: von unten)
    Ist es realistisch, dass ich sowas stricken kann? Unter der Prämisse, dass man
    grundsätzlich eigentlich alles stricken kann: Kann ICH das stricken? Beherrsche ich
    die notwendigen Techniken?

   Falls nein:
   1) Design nochmals überdenken.
   Es gibt immer eine einfachere Variante. Eine, in der keine Brustabnahmen mit Kurzreihen
   zeitgleich zum Ärmelausschnitt und Abnahmen für den Hals sowie fünf Intarsien und
   zwei Zöpfe gleichzeitig vorkommen. Das lässt sich immer bei einem nächsten Mal
   integrieren ;)
   2) Literatur konsultieren! Ich liefere demnächst eine Liste von Büchern, Zeitschriften und
   Websites, die mir schon geholfen haben.

   Falls ja:

4. Welches Material eignet sich?
  
   Wolle ist geradezu ideal, sie ist formstabil und verzeiht so manche Unregelmässigkeit.
   Für den Sommerpulli habe ich mich aber natürlich für etwas Leichtes entschieden.
   Baumwolle hat aber die Eigenschaft, relativ schnell aus der Form zu kommen. Ideal ist es
   da, ein Mischgarn zu kaufen. Zur Not kann man auch mal nur ein Knäuel kaufen und mal
   sehen, wie es sich strickt damit, wie das Maschenbild ist, vielleicht willst du schon mal eine
   Probe waschen... In  jedem anständigen Garngeschäft hilft das Personal in solchen Fragen
   gerne weiter.
   (Und bloss nicht irritieren lassen von den Blicken, die man erntet, wenn du sagst:
   "Also, ähm, ich hab da so nen Pulli gezeichnet...")

   Auf der Etikette der Knäuel steht auch immer eine Nadelempfehlung. Natürlich kann man
   die etwas anpassen. Aber wer gerne mit dicken Nadeln strickt, sollte besser nicht
   superfeines Garn kaufen, das dann mit ultradünnen Nädeli verarbeitet werden muss.
   Und umgekehrt.

5. Wieviel?
   Hat man sich erst mal für ein Garn entschieden, muss man natürlich wissen, wieviel man
   benötigt.Dabei helfen sowohl die Beraterinnen in den Boutiquen als auch die
   Angaben auf den Etiketten der Knäuel - da steht meist, wie viel man für einen
   Pullover mittlerer Grösse etwa braucht.
   In dem  Moment  unbedingt einige Überlegungen anstellen: Wie gross bin ich im Verhältnis
   zu "mittlerer Grösse"?
   Und was sieht mein Design vor: ein sehr eng anliegendes Modell oder eines mit
   sehr viel Spiel?
   Faustregel: Immer ein Knäuel mehr als man berechnet hat.
   Und: Unbedingt im Geschäft fragen, wie gut die Chancen stehen, dass man von der Farbe
   und der Partie noch nachbestellen kann! (Was man tun kann, wenn man dann doch zu
   wenig von einer Partie hat, dazu später mehr.)

6. Die Maschenprobe
   Auf der Etikette steht ja schon ungefähr, wie viele Maschen und Reihen ein Quadrat
   von 10x10 cm ergeben. Schön! Aber man muss trotzdem eine eigene Maschenprobe
   anfertigen. Wir sind ja, wie schon in Life of Brian erläutert, alles Individuen und stricken
   daher auch individuell. (Bitte einstimmig wiederholen: "Wir sind alles Individuen!")
   Ich schlage dazu jeweils zwei, drei Maschen mehr an als auf dem Etikett angegeben. 
   Dann ein Quadrat stricken, abketten. Die ganz Professionellen und Geduldigen waschen
   es dann  auch noch und spannen es auf. Spätestenes dann wird gemessen.
   Ich mache immer zwei Messungen:Wie  viele Maschen / Reihen ergeben 10 cm? Und wie
   breit ist eine Masche, wie hoch eine Reihe (oder zwei, was sich halt leichter messen lässt.)
   Masse notieren, vielleicht grad bei der Zeichnung des Pullis.

7. Jetzt miss dich! Beziehungsweise: Miss die Masse des Pullis. Wie weit? Wie lang?
    Welche Ärmel, wie weit wie lang diese?

8. Tommelwirbel: Jetzt kommt der Moment, auf den deine halbe Primarschulzeit
    abgezielt hat:
    Du wendest den Dreisatz praktisch an! Oh Wonne!
    Du hast die Anzahl Maschen pro 10 cm, du weisst, wie breit der Saum sein soll (wir gehen
    ja jetzt in dem Beispiel davon aus, dass wir den Pulli von unten her stricken) - also weisst
    du jetzt auch, wie viele Maschen du anschlagen sollst. Nein? Ich komm ja in einem
    späteren Post darauf zurück und versuche es zu erklären. (LOL, Sarah erklärt Mathe.)

9. a) Du solltest bei Beginn des ersten Teils (ich beginne mit dem Vorderteil) auch schon
    eine Vorstellung  davon haben, wie weit es bis zum nächsten grösseren Eingriff geht.
    In unserem Beispiel wäre das das Formen der Schulter, wo später der Ärmel reinkommt.
    (Wenn du einen taillierten Pulli machst, musst du wissen, wo die Abnahmen für die Taille
    hingehören und wo die Zunahmen für den Busen. Mein Pulli ist aber gerade).

    Am besten zeichnest du solche Warnungen und Angaben gleich in deinem Design
    ein! Sonst gehts schnell mal schief.

    (Ich möchte habe vom unteren Ende des Ärmelausschnitts bis zum Saum 28 cm
    vorgesehen. Also kann ich mal bis dahin stricken, bis ich mir wieder was überlegen
    muss.)
   
    b) Berechne diese Ab- und Zunahmen wie unter Punkt 8. Das heisst in meinem Fall: Ich
    messe für den Ärmelausschnitt von der Mitte meiner Seite bis dorthin, wie weit das
    Ärmelloch sein soll (wird noch bebildert, keine Sorge). Sagen wir mal, das wären 5 cm,
    und ich weiss, dass ich in 10 cm 20 Maschen habe, dann erkenne ich: Ich muss
    auf jeder seite 10 Maschen abketten. Damit das ganze organisch verläuft, mache ich das
    nicht auf einen Schlag. Am Anfang müssen am meisten Maschen weg. Ich würde jetzt
    beim ersten Mal 6 Maschen abketten, in der übernächsten drei und dann noch
    eine (oder zweimal zwei, jede zweite Reihe. Ich erklärs noch, ich versprechs! ;) ).